Aktives Zuhören im sozialen Beruf – Beziehung ist mehr als Betreuung
Aktives Zuhören als ein wichtiger Teil der Beziehungsarbeit
„Du hörst mir nie zu!“ – diesen Satz sagen Kinder manchmal, wenn sie sich nicht verstanden oder übergangen fühlen. In sozialen Berufen, zum Beispiel in der Kita, zeigt sich schnell: Zuhören bedeutet mehr als nur Hinhören.
Als pädagogische Fachkraft betreuen Sie Kinder nicht nur. Sie bauen eine Beziehung auf. Diese Beziehung gibt Sicherheit, schafft Vertrauen und bildet die Grundlage für Entwicklung. Und sie entsteht vor allem durch echte Kommunikation.
Wer Kinder wirklich verstehen will, muss genau hinhören. Auch dann, wenn sie ihre Gefühle nicht in Worte fassen können. „Kinder verstehen lernen“ heißt: aufmerksam sein, präsent sein und auch auf nonverbale Signale achten.

Vertrauen entsteht durch echte Kommunikation
Kinder merken sehr schnell, ob ihnen wirklich zugehört wird. Ein flüchtiges „Mhm“ oder ein kurzer Blick während des Aufräumens reicht oft nicht aus. Wer aufmerksam zuhört, zeigt: Du bist mir wichtig. Und genau dieses Gefühl macht einen Unterschied.
Was ist aktives Zuhören – und warum ist es so wichtig?
Viele Menschen glauben, dass Zuhören einfach bedeutet, ruhig zu sein, während jemand spricht. Doch aktives Zuhören geht weit darüber hinaus, besonders in der Arbeit mit Kindern.
Aktives Zuhören heißt:
〉〉〉 wirklich präsent sein,
〉〉〉 sich auf das Kind konzentrieren und
〉〉〉 aufmerksam wahrnehmen, was gesagt – und was vielleicht nur angedeutet – wird.
Für Sie als pädagogische Fachkraft bedeutet das: Sie hören nicht nur zu, Sie zeigen auch, dass Sie verstehen wollen. Sie schauen das Kind an, nicken, stellen Rückfragen oder fassen das Gesagte noch einmal in eigenen Worten zusammen. Damit signalisieren Sie: „Ich bin bei dir. Ich nehme dich ernst.“
Gerade Kinder, die noch lernen, ihre Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken, brauchen diese Form der Kommunikation. Sie erleben dadurch, dass ihre Worte zählen und dass ihre Sicht auf die Welt wertvoll ist.
Aktives Zuhören ist deshalb eine Schlüsselkompetenz in der Beziehungsarbeit. Es hilft dabei, Nähe zu schaffen, Konflikte besser zu verstehen und Kindern die Sicherheit zu geben, die sie brauchen, um sich zu öffnen.
Zentrale Techniken nach Carl Rogers – einfach erklärt
Der Psychologe Carl Rogers hat das Konzept des aktiven Zuhörens geprägt. In der pädagogischen Praxis können Sie seine Ideen ganz einfach anwenden. Drei zentrale Techniken helfen dabei:
- Spiegeln:
Wiederholen oder umformulieren Sie das, was das Kind gesagt hat. Zum Beispiel: „Du sagst, du willst nicht mehr mitspielen, weil du wütend bist?“
So zeigen Sie, dass Sie aufmerksam zuhören und das Kind merkt, dass seine Gefühle gesehen werden.
- Zusammenfassen:
Fassen Sie in kurzen Sätzen zusammen, was das Kind Ihnen erzählt hat. Das hilft dabei, Missverständnisse zu vermeiden.
- Einfühlsames Nachfragen:
Stellen Sie offene, vorsichtige Fragen, ohne Druck. Zum Beispiel: „Magst du mir erzählen, warum du heute traurig bist?“
Wichtig dabei: Das Kind bestimmt, wie viel es sagen möchte.
Diese Techniken klingen einfach und genau das ist ihre Stärke. Sie machen Kommunikation auf Augenhöhe möglich, auch wenn Kinder sich noch nicht so gut ausdrücken können. Es geht nicht um perfekte Antworten, sondern um echtes Interesse.
Kinder kommunizieren mit dem ganzen Körper
Kinder sagen nicht immer direkt, was sie denken oder fühlen. Vor allem jüngere Kinder drücken sich oft über ihren Körper, ihre Mimik oder ihr Spiel aus. Wer Kinder verstehen möchte, muss deshalb auch dann genau hinsehen, wenn sie nichts sagen.
Ein Kind, das sich abwendet, vielleicht besonders laut spielt oder sich zurückzieht, kommuniziert auf seine Weise. Diese nonverbalen Signale sind genauso wichtig wie Worte, manchmal sogar noch wichtiger.
Worauf Sie achten können:
- Mimik: Zeigt das Kind Freude, Angst, Wut oder Unsicherheit?
- Körperhaltung: Ist es offen und entspannt – oder eher angespannt und verschlossen?
- Spielverhalten: Wiederholt es bestimmte Situationen oder spielt es ungewöhnlich leise oder hektisch?
Für Sie als pädagogische Fachkraft heißt das: Schauen Sie hin, auch wenn nichts gesagt wird. Fragen Sie sich: Was will mir das Kind vielleicht gerade zeigen?
Typische Missverständnisse – und wie man sie vermeidet
Im Alltag mit Kindern kommt es immer wieder zu Missverständnissen. Das ist ganz normal. Aber oft lässt sich viel Frust vermeiden, wenn wir das Verhalten von Kindern nicht vorschnell bewerten, sondern genauer hinschauen.
- Wutanfälle = „unerzogen“? Nicht unbedingt. Wut ist oft ein Zeichen dafür, dass ein Kind überfordert ist – emotional oder sozial.
- Rückzug = „bockig“? Auch das kann ein Ausdruck von Unsicherheit, Traurigkeit oder Überforderung sein.
- Schüchternheit = „kein Interesse“? Viele Kinder brauchen einfach mehr Zeit, um sich zu öffnen, gerade bei neuen Menschen oder in Gruppen.
Fragen Sie sich in schwierigen Situationen nicht nur „Was macht das Kind?“, sondern auch: „Was braucht das Kind gerade?“ Diese Perspektive hilft, nicht das Verhalten zu bewerten, sondern das dahinterliegende Bedürfnis zu verstehen und entsprechend zu reagieren.
Sprache auf Augenhöhe: altersgerecht und geduldig
Kinder denken, fühlen und sprechen anders als Erwachsene. Deshalb ist es wichtig, eine Sprache zu finden, die sie verstehen und die ihnen das Gefühl gibt, ernst genommen zu werden. Genau das meint Kommunikation auf Augenhöhe. Kinder brauchen Zeit, um Informationen zu verarbeiten. Was für Erwachsene logisch klingt, kann bei Kindern erst nach mehrmaligem Hören ankommen. Geduld ist dabei ein wichtiger Schlüssel.
Fazit: Zuhören ist aktive Beziehungsarbeit
Zuhören klingt einfach, ist aber eine echte Kompetenz. Gerade in sozialen Berufen, zum Beispiel in der Kita, gehört aktives Zuhören zu den wichtigsten Werkzeugen im Alltag. Denn: Wer Kinder verstehen will, muss ihnen wirklich zuhören. Sie als pädagogische Fachkraft haben die Chance, mit Ihrer Haltung viel zu bewirken. Zuhören ist kein „Extra“, sondern ein zentraler Teil von Beziehungsarbeit. Und genau daraus entsteht das, was Kinder stark macht: Vertrauen, Selbstwertgefühl und das Gefühl, gehört und verstanden zu werden.
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