So gelingt das Elterngespräch: Tipps für angehende Erzieher*innen
Elternarbeit gehört zum pädagogischen Alltag, ganz gleich ob in der Kita, im Hort oder in einer anderen Einrichtung. Gerade für Berufseinsteiger*innen kann der Kontakt zu Eltern jedoch herausfordernd sein. Vielleicht fragen Sie sich deshalb: Wie viel darf ich sagen? Wie spreche ich Kritik an? Was, wenn es emotional wird?
Diese Unsicherheiten sind ganz normal. Denn: Professionelle Gespräche mit Eltern sind eine Kompetenz, die man lernen kann. Es geht nicht nur darum, Informationen weiterzugeben, sondern darum, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Nur im Austausch mit den Eltern können Sie Kinder umfassend begleiten und fördern.
Am Anfang Ihrer Berufslaufbahn stehen oft drei Dinge im Vordergrund: die eigene Rolle finden, Konflikte vermeiden und eine klare, wertschätzende Kommunikation entwickeln.
In diesem Beitrag geben wir Ihnen fünf praktische Tipps, wie Sie als pädagogische Fachkraft sicher und erfolgreich mit Eltern ins Gespräch kommen.

Tipp 1: Haltung statt Meinung – was Eltern brauchen
Im Gespräch mit Eltern ist Ihre pädagogische Haltung entscheidend. Sie ist die Grundlage für Vertrauen und eine gute Zusammenarbeit. Eine Meinung hat jeder Mensch. Doch in Ihrer Rolle als Fachkraft zählt vor allem, wie Sie dem Gegenüber begegnen – mit Respekt, Offenheit und dem Blick auf das Kind.
Das bedeutet: Sie müssen nicht alles gutheißen, was Eltern sagen oder tun. Aber Sie sollten verstehen wollen, warum sie so handeln. Eltern haben unterschiedliche Erfahrungen, Werte und Vorstellungen. Wenn Sie mit einer klaren Haltung auftreten, bleiben Sie ruhig, wertschätzend und professionell, auch wenn Sie anderer Ansicht sind.
Was hilft in der Praxis:
- Sprechen Sie von Ihren Beobachtungen, nicht von Ihrer Meinung. Beispiel: Statt „Ihr Kind ist oft unruhig“, besser „Ich habe beobachtet, dass Ihr Kind in der Gruppenzeit häufig aufsteht und den Platz wechselt.“
- Verwenden Sie Ich-Botschaften: „Ich habe den Eindruck …“, „Ich frage mich …“, „Mir ist aufgefallen …“ – so vermeiden Sie Schuldzuweisungen.
- Erinnern Sie sich daran: Eltern wollen das Beste für ihr Kind. Auch wenn Wege und Sichtweisen unterschiedlich sind.
Mit einer professionellen Haltung zeigen Sie Gesprächsbereitschaft, bleiben verbindlich und schaffen Raum für echte Zusammenarbeit.

Tipp 2: Zuhören schafft Vertrauen
Eltern möchten gehört werden. Sie wünschen sich, dass ihre Sorgen, Gedanken und Fragen ernst genommen werden – genauso wie die ihrer Kinder. Zuhören ist deshalb eine zentrale Kompetenz in der Kommunikation mit Eltern. Gerade am Anfang passiert es schnell, dass Sie innerlich schon überlegen, was Sie als Nächstes sagen wollen. Oder dass Sie mit guten Ratschlägen helfen möchten, bevor das Gegenüber überhaupt zu Ende gesprochen hat. Doch: Echtes Zuhören bedeutet, erst einmal bei der anderen Person zu bleiben.
Lesen Sie hierzu auch: Aktives Zuhören im sozialen Beruf – Beziehung ist mehr als Betreuung
Was Sie als pädagogische Fachkraft tun können:
- Lassen Sie Eltern ausreden, ohne direkt zu unterbrechen.
- Zeigen Sie mit Ihrer Körperhaltung, dass Sie aufmerksam sind: Blickkontakt, Nicken, eine zugewandte Haltung.
- Fassen Sie Gehörtes in eigenen Worten zusammen: „Sie sagen also, dass …“ – so zeigen Sie, dass Sie wirklich verstanden haben.

Tipp 3: Kritik ansprechen, aber lösungsorientiert
Manche Gespräche mit Eltern sind nicht leicht. Zum Beispiel, wenn es um Verhaltensauffälligkeiten geht oder wenn Sorgen zur Sprache kommen. Trotzdem ist es wichtig, auch schwierige Themen nicht zu vermeiden. Entscheidend ist, wie Sie Kritik ansprechen. Wenn Sie Kritik wertschätzend, klar und mit Blick auf das Kind äußern, können Eltern gut damit umgehen. So entsteht kein Konflikt, sondern ein Gespräch auf Augenhöhe.
Was hilft in der Praxis:
- Beobachtungen statt Bewertungen: Bleiben Sie bei dem, was Sie gesehen oder erlebt haben. Zum Beispiel: „Mir ist in den letzten Tagen aufgefallen, dass Ihr Kind häufiger andere Kinder im Spiel unterbricht.“
- Ich-Botschaften nutzen: Diese Formulierung zeigt, dass Sie niemandem etwas unterstellen. Zum Beispiel: „Ich habe den Eindruck, dass Ihr Kind sich im Morgenkreis schwer konzentrieren kann.“
- Lösungen in den Mittelpunkt stellen: Fragen Sie: „Was können wir gemeinsam tun, damit sich Ihr Kind wohler fühlt?“ Oder: „Welche Unterstützung wäre aus Ihrer Sicht hilfreich?“
Wenn Eltern merken, dass es nicht um Schuld oder Vorwürfe geht, sondern um das Kind, wächst die Bereitschaft zur Zusammenarbeit. So wird aus einem schwierigen Thema eine gemeinsame Lösungssuche.

Tipp 4: Gemeinsames Ziel betonen – das Kind im Mittelpunkt
Eltern und pädagogische Fachkräfte haben manchmal unterschiedliche Meinungen. Das ist ganz normal. Doch bei aller Unterschiedlichkeit gibt es fast immer ein gemeinsames Ziel: das Wohl des Kindes. Gerade in Gesprächen, in denen es um Sorgen oder Konflikte geht, hilft es, diesen gemeinsamen Fokus bewusst zu machen. So entsteht ein Gefühl von Zusammenarbeit statt Gegeneinander.
Was Sie im Gespräch tun können:
- Benennen Sie klar, worum es geht: „Mir ist wichtig, dass sich Ihr Kind bei uns wohlfühlt und gut in der Gruppe ankommt.“
- Vermeiden Sie Schuldzuweisungen. Sprechen Sie stattdessen von gemeinsamen Lösungen: „Was könnten wir beide tun, um Ihr Kind zu unterstützen?“
- Stellen Sie das Kind immer wieder in den Mittelpunkt des Gesprächs: „Was braucht Ihr Kind gerade, um sich sicher zu fühlen?“ „Wie können wir als Team gut zusammenarbeiten?“
Wenn Eltern merken, dass Sie nicht gegen sie, sondern mit ihnen arbeiten, entsteht eine vertrauensvolle Gesprächsbasis. Und das wirkt sich positiv auf die Beziehung zum Kind aus.

Tipp 5: Gut vorbereitet ins Gespräch gehen
Ein gutes Elterngespräch beginnt nicht erst beim ersten Satz. Eine sorgfältige Vorbereitung hilft Ihnen dabei, sicher und ruhig aufzutreten, besonders wenn Sie noch am Anfang Ihrer beruflichen Laufbahn stehen. Wenn Sie wissen, was Sie sagen möchten, behalten Sie auch in schwierigen Situationen leichter den Überblick. Und: Vorbereitung zeigt Wertschätzung. Sie machen deutlich, dass Sie das Gespräch ernst nehmen und gut begleiten möchten.
Was zur Vorbereitung gehört:
- Anlass klären: Was genau möchten Sie ansprechen? Bleiben Sie konkret und sachlich.
- Beobachtungen sammeln: Halten Sie Beispiele aus dem Alltag fest, die Ihre Einschätzung verständlich machen. Wichtig ist: keine Bewertungen, sondern Beobachtungen.
- Ziele setzen: Überlegen Sie, was das Gespräch erreichen soll. Möchten Sie informieren, gemeinsam nach Lösungen suchen oder einfach erst einmal zuhören?
- Rahmen gestalten: Sorgen Sie für eine ruhige Umgebung und ausreichend Zeit. Eine entspannte Atmosphäre erleichtert beiden Seiten das Gespräch.
- Eigene Haltung prüfen: Wie gehen Sie mit Kritik um? Was verunsichert Sie? Wer sich selbst reflektiert, kann besser mit herausfordernden Situationen umgehen.
Fazit: Kommunikation mit Eltern lässt sich lernen
Gespräche mit Eltern gehören zum Berufsalltag in sozialen Einrichtungen. Besonders für Berufseinsteiger*innen können sie anfangs herausfordernd sein. Doch mit der richtigen Haltung, etwas Vorbereitung und dem Mut zuzuhören können Sie viel erreichen. Niemand muss perfekt sein. Wichtig ist, dass Sie offen, klar und wertschätzend bleiben. So entsteht mit jeder Erfahrung mehr Sicherheit und mit jedem Gespräch wächst Ihre Kompetenz.
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