26. Juni 2025

Gebärdensprache: Die Sprache, die man sehen kann

Stellen Sie sich eine Sprache vor, die nicht gehört, sondern gesehen wird.

Eine Sprache, die mit den Händen spricht, mit der Mimik betont und ohne ein einziges Lautwort komplexe Inhalte vermittelt. Die Deutsche Gebärdensprache (DGS) ist genau das – eine eigenständige, visuell-manuelle Sprache mit faszinierender Ausdruckskraft und kultureller Tiefe. Für viele Menschen ist sie ein unverzichtbarer Bestandteil ihrer Identität – und ein Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe.

Wie funktioniert Gebärdensprache?

Gebärdensprache besteht nicht nur aus Handzeichen: Mimik, Blickrichtung und Körperhaltung sind genauso wichtig wie die Bewegungen der Hände. Ein einziges Zeichen kann – je nach Kontext und Ausführung – unterschiedliche Bedeutungen annehmen. Zum Beispiel wird die Satzstellung meist in der Reihenfolge Subjekt–Objekt–Verb verwendet, anders als im Deutschen.

Auch sogenannte Klassifikatoren kommen zum Einsatz: Das sind Gebärden, die z. B. ein Auto, eine Person oder ein Tier darstellen und durch Bewegung bestimmte Situationen nachahmen – wie ein Film ohne Ton.

Gebärdensprache ist somit keine vereinfachte Sprache, sondern ein hoch differenziertes Kommunikationssystem mit eigenen sprachlichen Regeln.

Wussten Sie schon....?

 In Deutschland nutzen etwa 200.000 Menschen die Deutsche Gebärdensprache – darunter rund 80.000 gehörlose Personen.

Die DGS ist eine eigenständige Sprache mit eigener Grammatik, Syntax und Sprachlogik. Sie ist nicht einfach eine lautsprachliche Übersetzung ins Visuelle.

Seit 2002 ist die DGS in Deutschland gesetzlich anerkannt und wird unter anderem im Bildungs- und Verwaltungsbereich zunehmend berücksichtigt.

Gebärdensprache ist weltweit verbreitet – aber nicht universell. Es gibt zahlreiche nationale Gebärdensprachen wie American Sign Language (ASL), Lengua de signos española (LSE) oder Langue des signes française (LSF).

Gehörlose Menschen mit unterschiedlichen Muttersprachen können sich nur eingeschränkt verständigen. Wie bei gesprochenen Sprachen müssen sie entweder eine gemeinsame Gebärdensprache lernen – oder sich mit Kreativität, Mimik, Gestik und ggf. international gebräuchlichen Zeichen behelfen.

Mehr als Kommunikation: Eine eigene Kultur

Wer die DGS erlernt, erschließt sich nicht nur eine neue Ausdrucksform, sondern erhält auch Zugang zu einer eigenständigen Sprach- und Kulturgemeinschaft. Die gehörlose Community besitzt eigene Geschichten, Traditionen, Humorformen, Theaterformen und eine reiche visuelle Literatur.

Dabei geht es nicht allein um Kommunikation, sondern um Sichtbarkeit, Selbstbestimmung und die Anerkennung von Vielfalt. Die DGS ist Ausdruck einer gelebten Identität und spielt eine zentrale Rolle in der inklusiven Bildungs- und Arbeitswelt.

Wer DGS spricht, erlebt eine Welt, in der Blickkontakt wertvoll, Ausdruckskraft essenziell und Inklusion gelebter Alltag ist.

In der Gehörlosenkultur gibt es eigene Witze, Poesie, Theater – alles in Gebärdensprache. DGS ist also nicht nur ein Mittel zum Zweck, sondern Ausdruck von Identität.

Gebärdensprache im Alltag – gar nicht so fern

Ein einfaches „Hallo“ mit der Hand zu signalisieren kann bereits eine Brücke schlagen. Es zeigt Interesse, Respekt – und macht deutlich: Kommunikation ist vielfältig.

Vielleicht haben auch Sie schon Begegnungen mit Gebärdensprache erlebt – im Fernsehen mit eingeblendeter Dolmetscherin, im Kino bei barrierefreien Filmvorführungen oder im öffentlichen Raum bei Beratungsstellen.

Weitere Beispiele:

  • In Kindertagesstätten wird die DGS oder lautsprachunterstützende Gebärden eingesetzt, um die Sprachentwicklung aller Kinder zu fördern – unabhängig von einer Hörbeeinträchtigung.
  • Im medizinischen Bereich helfen Gebärdensprachdolmetscherinnen, die Kommunikation zwischen Patientinnen und medizinischem Personal zu sichern – insbesondere in sensiblen Beratungssituationen.

Auch im Berufsalltag sozialer Fachkräfte kann die Fähigkeit, sich mit DGS-Grundkenntnissen zu verständigen, neue Wege der inklusiven Arbeit eröffnen.

Einladung zum Perspektivwechsel

Im September bietet wir allen Interessierten die Möglichkeit, die Deutsche Gebärdensprache zu erlernen an. In unserem Kurs Gebärdensprachen für Anfänger*innen (Niveau A1) lernen Sie die Grundlagen der Alltagskommunikation. Der Unterricht findet montags von 17:30 – 19:00 Uhr (10 Termine außer in den Berliner Herbstferien) statt und kostet 199,00 €.

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