7. August 2025

Von Mailand bis heute: Der lange Weg der Gebärdensprache zur Anerkennung

Auch heute noch ist vieles im Hinblick auf Inklusion von gehörlosen Menschen bemerkenswert und nicht Alltag. Doch wie sehr die Geschichte der Gebärdensprache auch eine Geschichte von Ausgrenzung und Anerkennung ist, ist  vermutlich den wenigsten bekannt.  Ein besonders einschneidendes Ereignis war die Mailänder Konferenz im Jahr 1880. Dort wurde beschlossen, dass die Lautsprache die einzige zulässige Unterrichtsmethode für gehörlose Menschen sein sollte. Gebärdensprachen wurden weltweit verdrängt – mit gravierenden Folgen für die Gehörlosengemeinschaft.

Die Mailänder Konferenz 1880 und ihre Folgen

Der internationale Kongress von Pädagogen für Gehörlose in Mailand markierte einen historischen Wendepunkt. Die überwiegend hörenden Delegierten erklärten die Gebärdensprache für ungeeignet. Die Konferenz erklärte die Lautsprache als alleinige Unterrichtsmethode für gehörlose Kinder. Die Gebärdensprache wurde über Jahrzehnte aus den Schulen verbannt. Die Kinder mussten Lippenlesen lernen und Sprechübungen machen – oft mit großem Frust und ohne wirklichen Bildungserfolg. Gehörlose Lehrer*innen, die selbst Gebärdensprache nutzten, konnten und durften nicht mehr unterrichten. Damit ging nicht nur die Chance auf barrierefreie Bildung verloren, sondern auch ein wichtiger Teil kultureller Identität.

Jahrzehnte der Unterdrückung von Gebärdensprache

Die Entscheidung von Mailand wirkte weit ins 20. Jahrhundert hinein. Viele Generationen von gehörlosen Menschen wuchsen ohne Zugang zu einer ihnen verständlichen Sprache auf. Dies führte zu Bildungsnachteilen, gesellschaftlicher Ausgrenzung und einem tiefen Bruch in der Gehörlosenkultur. Erst in den 1960er- und 1970er-Jahre begann ein Umdenken: Die wissenschaftliche Anerkennung von Gebärdensprachen als vollwertige Sprachen führte dazu, dass sie Schritt für Schritt ihren Platz im Bildungswesen zurückeroberten.

Der Weg zurück zur Anerkennung als eigenständige Sprache in Deutschland

Erst mit der Anerkennung der Deutschen Gebärdensprache durch das Behindertengleichstellungsgesetz 2002 wurde dieser historische Bruch langsam überwunden. §6, Absatz (1) erkennt unmissverständlich die Deutsche Gebärdensprache als eigenständige Sprache an. Im nachfolgendem  §9 wird zudem das Recht auf Verwendung von Gebärdensprache und anderen Kommunikationshilfen festgeschrieben. 

Ein weitere Meilenstein ist 2017. Seitdem haben gehörlose Menschen das Recht, in wichtigen Lebensbereichen wie beispielsweise bei Gerichtsverfahren, bezahlte Dolmetschdienste in Anspruch zu nehmen. 

Diese rechtliche Anerkennung war und ist ein wichtiger Baustein für die gelingende Inklusion von Gehörlosen Menschen. Doch es ist sicher noch ein langer Weg bis Gebärdensprache nicht nur als Kommunikationshilfe, sondern als kulturellen und sozialen Wert verstanden wird.

Tipp: Lexika für Fachgebärdensprache

Das Institut für Deutsche Gebärdensprache und Kommunikation Gehörloser (IDGS) der Universität Hamburg entwickelt seit 1994 eine Reihe an Fachgebärdenlexika, wie beispielsweise das Fachgebärdenlexikon Gesundheit und Pflege. Diese sollen gehörlose Menschen gezielt bei der Ausbildung und Berufsausübung in Gesundheitsberufen unterstützen.

Werden Sie Teil einer neuen Generation, die Inklusion lebt

Mit einer Ausbildung an der Campus Fachschule für Heilerziehungspflege in Berlin haben Sie die Chance, Gebärdensprache zu lernen und so Ihre beruflichen Möglichkeiten entscheidend zu erweitern. Setzen Sie ein Zeichen für Vielfalt, Respekt und echte Inklusion – und starten Sie Ihre Karriere in einem sozialen Beruf mit Zukunft.

Jede Nation verfügt über eine eigene Gebärdensprache – so unterscheidet sich die amerikanische deutlich von der deutschen. Und selbst innerhalb Deutschlands gibt es regionale Dialekte. Das Beitragsbild zeigt das Handzeichen der American Sign Language (ASL) für „Ich liebe dich“.

Quellen und weiterführende Informationen: Wikipedia, Mailänder Kongress von 1880 ; Deutscher Gehörlosen-Bund e.V.: Informationen zur Deutschen Gebärdensprache

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