27. November 2016

Pädagogisches Konzept der gymnasialen Oberstufe

Inhalt

  1. Das pädagogische Gesamtkonzept
  2. Das Campus Qualitätssicherungssystem
  3. Begleitung und Reflexion des pädagogischen Prozesses
  4. Zielgruppengerechte Methodik und Didaktik
  5. Ziel-Inhalt-Methode-Mittel-Relation
  6. Lernen setzt Aktivität voraus
  7. Prinzip der Erfolgssicherung

Prof. Dr. Eberhard Meumann

Pädagogisches Konzept der gymnasialen Oberstufe des privaten beruflichen Gymnasiums von Campus Berufsbildung e.V.

Das pädagogische Gesamtkonzept der gymnasialen Oberstufe bei Campus Berufsbildung e.V. Berlin ist handlungsorientiert. Im Zentrum unserer Tätigkeit steht die Frage, wie durch pädagogische Führung Selbsttätigkeit so angeregt wird, dass Lernende Kreativität, Verantwortungsbewusstsein, Selbstständigkeit entwickeln, kurzum: sich frei entfalten können und ihren Platz in der Gesellschaft finden. Befähigung, eigenständig Lösungswege zu suchen, Alternativen bei der Problemlösung aufzuspüren ist ein wesentliches Anliegen der modularen Ausbildung.

Letztendlich zielt pädagogische Führung auf die Befähigung, die Freiräume, die sich der Persönlich­keit bieten, sinnvoll zu nutzen, deren Selbstmanagement zu qualifizieren.

Das pädagogische Konzept der gymnasialen Oberstufe bei Campus Berufsbildung e.V. Berlin geht davon aus, dass die Vorbereitung und Gestaltung des Fachunterrichts, der Grund- und Leistungskurse, der Projektarbeit im Team, der Bewältigung von Einzelaufträgen auf die zunehmend selbstständige Tätigkeit der künftigen Abiturienten zu richten ist, denn Persönlichkeitsentwicklung vollzieht sich in der Tätigkeit, in der aktiven Auseinandersetzung mit den jeweiligen Gegenständen. Unser pädagogisches Konzept umfasst den komplexen Prozess der Vermittlung und Aneignung grundlegenden Wissens und Könnens und der Entwicklung handlungsorientierender Werte. Wir wissen: Lernen ist ein aktiver Prozess im Inneren der Persönlichkeit, der durch äußere Reize angeregt wird. Pädagogische Führung ist auf diese Anregungen zur Selbstentfaltung der Persönlichkeit gerichtet. Ganz in diesem Sinne bilden in unserem Konzept Fordern und Fördern eine Einheit. Natürlich gilt auch hier: Von anderen etwas zu fordern ist leicht. Das aber ist das Allerschwerste: die Forderung an sich selbst! Deshalb legen wir großen Wert auf die Vorbildwirkung des pädagogischen Personals, sowohl hinsichtlich ihrer fachlichen als auch didaktischen und sozial-pädagogischen Kompetenz.

In unserem pädagogischen Konzept ist Unterrichtung mehr als Stoffvermittlung und -aneignung. Unterrichtung geht weit hinaus über das didaktische Dreieck Stoff- Lehrende/r- Lernende/r. Wir lassen uns davon leiten, dass Lehren und Lernen, Beraten und Anleiten als sozialer Prozess vielgestaltiger Interaktionen innerhalb der Gruppe gestaltet wird. Unser pädagogisches Gesamtkonzept ist auf den komplexen Prozess der Persönlichkeitsentwicklung unter Beachtung der jeweiligen individuellen Zugangsvoraussetzungen der Zielgruppe gerichtet.

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Das Campus Qualitätssicherungssystem

Das Campus Qualitätssicherungssystem vermittelt das erforderliche Feedback und verdeutlicht signifikante Fortschritte vor allem hinsichtlich der gewachsenen Motivation, des entwickelten Selbstwertgefühls, des fortgeschrittenen Selbstmanagements, der Team- und Handlungsfähigkeiten, sowie der deutlich verbesserten Beherrschung elementarer Kulturtechniken.

Campus Berufsbildung e.V. | Grafik: Pädagogisches Konzept

Das Modell veranschaulicht in Kurzfassung unsere Herangehensweise, die ganzheitliche Sichtweise auf die Persönlichkeit als bio-psycho-soziale Einheit, die es erfordert und ermöglicht, gleiche Ziele in einer Gruppe auf unterschiedlichen Wegen zu erreichen. Grund- und Leistungskurse in der zweijährigen Qualifizierungsphase sind dazu in hervorragender Weise geeignet. Bildungsbausteine zur Erweiterung der fachlichen Kompetenz werden verzahnt mit pädagogischer Tätigkeit zur Entwicklung sozialer Kompetenz der Schüler. Die Modularisierung der Bildungsinhalte ermöglicht es, den Prozesscharakter der einzelnen Gegenstände so zu vermitteln, dass die Aneignung praxisnah und anwendungsbereit erfolgt. Komplexe Abläufe werden im Zusammenhang dargestellt, erkannt und verinnerlicht. Die Modulabfolge ist auf der Grundlage der von der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und  Forschung in Kraft gesetzten Rahmenpläne für die gymnasiale Oberstufe so gestaltet, dass sie der Struktur des Stoffes, didaktischen und lernpsychologischen Aspekten gerecht wird. Zugleich verbindet dieses handlungsorientierte modulare Konzept die Vermittlung und Aneignung fachlicher und sozialer Kompetenzen der Schüler mit der Entwicklung ihres Wertbewusstseins und ihrer Motivation.  Im pädagogischen Konzept der gymnasialen Oberstufe bei Campus Berufsbildung e.V. Berlin  bilden die Vermittlung und Aneignung grundlegenden Wissens und Könnens und die Entwicklung handlungsorientierender Werte zur aktiven Teilhabe am gesellschaftlichen Leben allgemein und am künftigen Studium und nachfolgenden Erwerbsleben im Besonderen eine Einheit. Modernste materiell-technische Ausstattung und ein hoch motiviertes und qualifiziertes Lehrerkollegium als Partner der Oberstufenschüler gewährleisten die Realisierung des anspruchsvollen pädagogischen Konzepts. Individuelle Beratung zur Kurswahl und zu zusätzlichen Bildungsangeboten  basiert auf Verhaltensbeobachtungen, psychologischen Testverfahren  zur Ermittlung besonderer Neigungen und auf Einzelgesprächen. Auf dieser Grundlage werden mit den Schülern und durch sie individuelle Entwicklungspläne konzipiert. Sie beinhalten sowohl Maßnahmen zur Vervollkommnung der Fach- und Methodenkompetenz als auch Aufgabenstellungen zum Verhaltens‑ und Motivationstraining.  Unserem pädagogischen Konzept liegt die in der Praxis vielfältig bestätigte Erkenntnis zugrunde, dass Erfolgserlebnisse die Motivation und die Freude am Lernen in besonderer Weise fördern. Motivation und Lernerfolg sind untrennbar miteinander verbunden. Die Praxis lehrt: Erfolgserlebnisse sind der beste Stimulus für weitere Anstrengungen, erhöhen das Selbstwertgefühl und die Freude an anspruchsvoller Lerntätigkeit nicht nur auf dem Gebiet der allgemeinen und beruflichen Bildung, sondern auch im Sozialverhalten. Wesentlich für das Klima in der Gruppe und für den Erfolg der/des Einzelnen ist, ob Schülerinnen und Schüler das Lernen als Freude oder Qual empfinden.

Es ist eine alte Erfahrung: Menschen, die über ein reiches Wissen verfügen, wissen – besser als andere -, dass ihr Wissen unvollkommen und lückenhaft ist. „Eigentlich weiß man nur, wenn man wenig weiß; mit dem Wissen wächst der Zweifel.” (Goethe, Maximen und Reflexionen.) Daraus erwächst für Menschen, die sich dieser Zusammenhänge bewusst sind, die Motivation, in neue Gebiete vorzustoßen, Wissenslücken zu schließen. Sie sind dem Neuen gegenüber aufgeschlossen. Sie empfinden Freude am Entdecken neuer Zusammenhänge, sind begeistert und bereit, sich der Anstrengung des Gedankens zu unterziehen. Mit anderen Worten: Diese Menschen sind offen für Neues. Sie denken positiv. Diese Lebenseinstellung prägt ihre Erwartungshaltung, wenn sie sich neuen Gebieten zuwenden.

Die menschliche Psyche ist so strukturiert, dass die Erwartungshaltung durch die Lebenseinstellung bestätigt wird. Pädagogische Arbeit ist deshalb darauf gerichtet, eine positive Lebenseinstellung zu entwickeln. Dabei verkennen wir nicht, dass dieser Prozess nicht geradlinig, sondern häufig sehr widersprüchlich verläuft und Rückschläge, Motivationsverlust, Ernüchterung und auch Frustration auftreten. Geduld, Feinfühligkeit und pädagogische Konsequenz sind in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen unverzichtbar. Das wissen und praktizieren die Lehrkräfte der Campus Berufsfachschule. Sie sehen ihre komplexe Verantwortung als Lehrer und Berater in der Einheit von fachlicher, didaktisch-methodischer und sozialpädagogischer Kompetenz.

Bestandteil unseres handlungsorientierten Konzepts sind die Qualitätsurteile, in denen die Schüler ihre Einschätzung zu den Inhalten der Bildungsmodule, den Bildungsmitteln, der Vermittlung der Inhalte und der Organisation der Durchführung abgeben können. Diese Befragungen werden regelmäßig und systematisch ausgewertet und fließen in den Entwicklungsprozess der Bildungsgänge und die Qualifizierung der Modulinhalte ein.

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Begleitung und Reflexion des pädagogischen Prozesses

Unser pädagogisches Konzept impliziert die von allen nachvollziehbare Binsenweisheit, dass eine Schule so gut ist wie ihre Lehrer. Dies gilt für die Grundschule ebenso wie für das Gymnasium oder die Hochschule und natürlich auch für private Bildungsanbieter im beruflichen Bereich. Dieser hohe Anspruch ist auch Leitlinie unseres Handelns zur Gestaltung der gymnasialen Oberstufe.

Zufriedenheit oder Unzufriedenheit mit institutionalisierter Bildung ist weitgehend abhängig von der Qualität der pädagogischen Arbeit, und diese wird wesentlich bestimmt durch die Qualifikation der Lehrkräfte. Qualifikation ist hier im umfassenden Sinne zu verstehen, geht es doch um

  • die persönliche Ausstrahlung,
  • die soziale Kompetenz,
  • das fachliche Know-how und
  • das pädagogisch-psychologische Wissen und Können, die didaktischen Fähigkeiten der Lehrkraft.

Materielle Bedingungen von Bildungseinrichtungen, Curricula, Rahmenpläne oder – wie im Hause Campus – Module auf der Grundlage staatlicher Rahmenpläne für die gymnasiale Oberstufe können in hohem Maße aktuellen gesellschaftlichen Erfordernissen entsprechen, ihre Wirkung aber werden sie nur durch qualifizierte Vermittlung – gerichtet auf eine praxisnahe Aneignung – erreichen. Weil das so ist, messen wir der Begleitung und Reflexion des pädagogischen Prozesses erstrangige Bedeutung bei.

Bei Campus Berufsbildung e.V. Berlin werden regelmäßig Qualifizierungsveranstaltungen – Seminare, Übungen, Erfahrungsaustausche – der Lehrkräfte durchgeführt.

In diesen Veranstaltungen werden Grundprobleme der pädagogischen Tätigkeit reflektiert, Fallbeispiele theoretisch aufgearbeitet, erziehungsschwierige Situationen mit Blick auf Möglichkeiten ihrer Überwindung besprochen. Hospitationen und Supervisionen werden von den Mitarbeitern als wirksames Mittel zur Qualifizierung der pädagogischen Arbeit gewürdigt. Die Agenda prozessbegleitender Maßnahmen weist folgende Themenkomplexe auf:

Bio-psycho-soziale Grundlagen der Bildung in der gymnasialen Oberstufe

  • Ganzheitliche Sicht der Persönlichkeitsentwicklung – Beachtung bio-psycho-sozialer Zusammenhänge im Bildungsprozess
  • gesellschaftliche und individuelle Dimensionen von Bildung
  • Werte, Wertewandel und Bildung
  • Unterricht und Projektarbeit als sozialer Prozess
  • Vermittlung und Aneignung von Lern- und Arbeitstechniken als Schlüsselqualifikationen und grundlegende Voraussetzung permanenter Bildung
  • Funktionen des menschlichen Gehirns
  • Verteilung von Intelligenz
  • Gedächtnis und Lernen
  • Grundsätze entwicklungsgerechter Bildung
  • Meilensteine pädagogischen Denkens und Handelns

Begleitung und Reflexion des pädagogischen Prozesses – Rationelle Planung und Vorbereitung pädagogischer Tätigkeit

  • Ziel-Inhalt-Methode-Mittel-Relation
  • Modell der didaktischen Analyse
  • Struktur- und Faktorenanalyse
  • Zum Verhältnis von Anschauung, Abstraktion, Übung, Anwendung
  • Einheitlichkeit und Differenzierung – ein Grundproblem der Vorbereitung und Gestaltung von Instruktion und Training
  • Dimensionen organisierten Lernens
  • Erfahrungsaustausch zur Thematik mit Beiträgen der Seminarteilnehmer

Erfolgssichernde Gestaltung des pädagogischen Prozesses

  • Handlungsorientiertes Herangehen
  • Formen und Methoden des Unterrichts in Grund- und Leistungskursen
  • verbale Darbietung des Stoffes (Lehrer- und Schülervortrage/ Präsentationen)
  • Demonstration des Herangehens
  • Problemdiskussion
  • selbstständiges Aufgabenlösen
  • Gruppenarbeit
  • angeleitete selbstständige Projektarbeit
  • Anwendung didaktischer Prinzipien und lernpsychologischer Erkenntnisse
    • Prinzip der Fasslichkeit
    • Prinzip der Anschauung
    • Prinzip der Praxisnähe
    • Prinzip der Einheit von Führung und Selbsttätigkeit Prinzip der Erfolgssicherung
  • Motivation und Lernerfolg
  • Erfahrungsaustausch zur Thematik mit Beiträgen der Seminarteilnehmer

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Zielgruppengerechte Methodik und Didaktik

Mit dem modularen System, das heute allgemeine Wertschätzung erfährt, ist die Campus Berlin in der Lage, flexibel auf inhaltliche Anforderungen zu reagieren.

Das von der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung bestätigte modulare System ermöglicht in der gymnasialen Oberstufe sowohl die Vermittlung und Aneignung grundlegender Bildungsinhalte als auch die gezielte Spezialisierung auf den verschiedensten Gebieten der Vorbereitung auf die Allgemeine Hochschulreife. Die Module sind so strukturiert, dass exakte Lernziele, zeitlich und inhaltlich ab- und begrenzte Bildungsabschnitte, notwendige Vorkenntnisse und das zu erreichende Niveau klar bestimmt sind.

Das Modulkonzept ist didaktisch-methodisch vielfältig einsetzbar und wird ergänzt durch

  • spezielle Lernsoftware;
  • zieladäquaten Einsatz des Internets;
  • von der Campus Berufsbildung e.V. entwickelte unterrichtsbegleitende Materialien;
  • Aufgabensammlungen;
  • Projektarbeiten;
  • Fallstudien.

Die Umsetzung des modularen Bildungskonzepts erfolgt unter Anwendung bewährter didaktischer Prinzipien.

Unter Berücksichtigung der Gesamtziele der gymnasialen Oberstufe (Einführungsphase und Qualifizierungsphase) und unter Beachtung der Zugangsvoraussetzungen der Schüler werden vom Modulziel aus die an den einzelnen Unterrichtstagen zu realisierenden Ziele abgeleitet und didaktisch-methodisch aufbereitet, konkrete Zielstellungen für die Kurse entwickelt.

Die Vorbereitung der einzelnen Unterrichts- und Kurseinheiten erfolgt erkenntnisprozessgerecht. Ausgangspunkt ist der von Johann Heinrich Pestalozzi formulierte Gedanke, dass Anschauung das Fundament der Erkenntnis ist. Anschaulich zu unterrichten bedeutet zugleich, solche didaktischen Grundsätze zu realisieren wie

  • vom Konkreten zum Abstrakten,
  • vom Einfachen zum Komplizierten.

Erkenntnisprozessgerechte Unterrichtsplanung, -Vorbereitung und -Gestaltung impliziert – kurz gefasst folgende Vorgehensweise, verständlicherweise in unterschiedlicher zeitlicher Gewichtung:

  1. Anschauung
  2. Abstraktion
  3. Übung
  4. Anwendung

Als Empfehlung kann gelten, zum Ausgangspunkt eine Problemsituation zu wählen, die Interesse weckt und zum Denken anregt, zum Suchen nach geeigneten Lösungswegen. Entwicklungsfördernde Aufgabenstellungen sind entscheidend für die Entfaltung der Aktivität der Schüler.

Ein solches Vorgehen zielt auf eine handlungsorientierte Unterrichtung, eine die Aktivität und zunehmende Selbstständigkeit fordernde und fördernde Lehre. Um dieses Tätigkeitskonzept zu realisieren, werden zieladäquate Aufgabensammlungen entwickelt, die auch unterschiedliche Niveaustufen abdecken können. Damit wird zugleich ein Beitrag zur Lösung des komplizierten Problems differenzierter Unterrichtsgestaltung geleistet.

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Ziel-Inhalt-Methode-Mittel-Relation

Das von Campus Berufsbildung e.V. Berlin vertretene didaktische Konzept basiert auf der Ziel-Inhalt-Methode-Mittel-Relation.

Es hat sich bewährt, von den zu erreichenden Zielen auszugehen und diese – entsprechend der in den einzelnen Modulen vorgegebenen Grundstruktur und der Situation in der jeweiligen Gruppe – zu präzisieren. Für die Zielerreichung sind adäquate Inhalte auszuwählen, wobei darauf geachtet wird, dass die Inhalte repräsentativ im Sinne der Möglichkeit sind, Analogiebildungen, Transferleistungen zu erbringen. Kurzum: Unter dem Aspekt kategorialer Bildung (Klafki) wird die Grundstruktur der Bildungsinhalte so gewählt, dass der Zusammenhang von Einzelnem, Besonderem und Allgemeinen zur Geltung kommt. Anders ausgedrückt: Das Einzelne steht als Teil für das Ganze.

Diese pars-pro-toto-Herangehensweise bei der Auswahl der Inhalte impliziert zugleich die Konzentration auf das Wesentliche, das Grundlegende, das Elementare.

Aus dem Repertoire der Methoden werden zielgruppengerecht jene ausgewählt, die das Vermitteln und Aneignen der Inhalte in rationeller und lernpsychologisch sinnvoller Weise unterstützen, wobei der Befähigung zu selbständiger Tätigkeit der Schülerinnen und Schüler besondere Bedeutung zukommt. Dementsprechend sind auch die Mittel zu wählen, die ziel- und inhaltsadäquat zum Einsatz kommen.

Das didaktische Konzept der Campus Berufsfachschule berücksichtigt die Einheit von Planung, Gestaltung und Reflexion des pädagogischen Prozesses.

Unser pädagogisches Konzept

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Lernen setzt Aktivität voraus

Unser didaktisches Konzept geht von der gesicherten Erkenntnis und vielfach bestätigten Erfahrung aus, dass Lernen Aktivität voraussetzt, sich auf der Grundlage äußerer Reize, die verinnerlicht werden und entsprechende Verhaltensweisen auslösen, vollzieht.

In der Geschichte des pädagogischen Denkens und Handelns haben sich Faustregeln bewährt, die von „Schulmeistern” entwickelt worden sind und auch heute ihre Wirkung nicht verfehlen. Als solche sind vor allem zu nennen und werden in unserem Konzept praktiziert:

  1. vom Einfachen zum Zusammengesetzten
  2. vom Leichten zum Schweren
  3. vom Allgemeinen zum Speziellen
  4. vom Konkreten zum Abstrakten
  5. vom Nahen zum Entfernten

Besonderen Wert misst unser Konzept didaktischen Prinzipien bei, deren Anwendung die Erfolgssicherung wesentlich stimulieren:

Prinzip der Fasslichkeit

Dieses Prinzip berücksichtigt erforderliche Vorkenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten. Besonders zu Beginn neuer Themen werden Umfang und Schwierigkeit des Stoffes so beschränkt, dass Motivation entwickelt wird und nicht verloren geht. Die o.g. Faustregeln können helfen, das Prinzip der Fasslichkeit zu realisieren.

Bei der  teilweise zu Beginn der Einführungsphase  vorhandenen Heterogenität der Gruppen ist der leider häufig entäußerte Hinweis, dass alles, worauf aufgebaut werden soll,  aus dem voran gegangenen Unterricht bekannt sein müsste,  fehl am Platze. Es handelt sich dabei lediglich um eine Aussage zu Lasten vorheriger Bildung, die eher frustriert als motiviert.

Prinzip der Anschauung

Wie bereits ausgeführt, bildet Anschauung das Fundament der Erkenntnis. Weil die Vermittlung konkreter Vorstellungen für den Erkenntnisprozess so bedeutsam ist, werden bereits in der Vorbereitung der Lehrveranstaltungen Möglichkeiten gefunden, Anschauungsobjekte in den Unterricht einzubeziehen.

Prinzip der Praxisnähe

Theoretische Ausbildung und Computertraining sollten stets mit Blick auf die Situation in der Wirtschaft durchgeführt werden. In diesem Zusammenhang kommt beispielsweise der Verzahnung von Software-Anwendungen und kaufmännischen Grundlagen besondere Bedeutung zu, um die Praxisrelevanz des jeweiligen Gebietes herauszuheben.

Prinzip der selbstständigen Arbeit

Die Gesellschaft benötigt selbstständig arbeitende, verantwortungsbewusst und zielstrebig handelnde Menschen. Zur selbstständigen Arbeit ist durch pädagogische Führung zu befähigen. Das Verhältnis von pädagogischer Führung und Selbsttätigkeit bewegt das pädagogische Denken und Handeln seit vielen Generationen. Friedrich Adolph Wilhelm Diesterweg, der bedeutende Schulpolitiker, Pädagoge und Lehrerbildner in der Mitte des 19. Jahrhunderts, charakterisierte Selbsttätigkeit als das eigentlich Menschliche am Menschen. „Mensch sein heißt: selbsttätig sein nach vernünftigen Zwecken.” (Friedrich Adolph Wilhelm Diesterweg. Wegweiser zur Bildung für deutsche Lehrer und andere didaktische Schriften. Hrsg. und eingeleitet von Franz Hofmann. Berlin 1962, S. 63.) In einem solchen Sinne ist pädagogische Führung, die in institutionalisierten Bildungsprozessen unverzichtbar ist, auf die Ausprägung derartiger Qualitätsmerkmale der Oberstufenschüler gerichtet wie Aktivität, Bewusstheit, Selbständigkeit und Kreativität. Ohne Zweifel gewinnen diese Persönlichkeitsqualitäten aus der Sicht des rasanten Tempos wissenschaftlich‑ technischer Entwicklung der Informationsgesellschaft weiter an Bedeutung.

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Prinzip der Erfolgssicherung

Campus Berufsbildung e.V.  misst diesem Prinzip wesentliche Bedeutung bei. Seit jeher gehören Leistungsermittlung und -bewertung zu jenen Bereichen pädagogischen Handelns, die besondere Aufmerksamkeit erfordern. Dies hat mehrere Ursachen:

Erstens ist diese Problematik untrennbar verbunden mit der Motivation Lernender. Erfahrungen der Bildungsarbeit lehren, dass sich Motivation und Lernerfolg wechselseitig bedingen. Lernerfolge, die sich auch in positiven Ergebnissen der Leistungsermittlung und -bewertung widerspiegeln, wirken stimulierend auf die Lernmotivation. Sie beeinflussen die Aufmerksamkeit bei der Informationsaufnahme, steigern die Aktivität der Informationsverarbeitung, erhöhen die Bereitschaft, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Kurzum: Motivation und Lernerfolg bilden eine Einheit. Stark verkürzt, wird folgender Regelkreis sichtbar:

Unser pädagogisches Konzept

Zweitens: Motivation ist eng verbunden mit der Bedürfnisstruktur (1) der Persönlichkeit. Nach Maslow (2) werden Defizit- und Wachstumsbedürfnisse unterschieden. An oberster Stelle der Defizitbedürfnisse sind die Wertschätzungsbedürfnisse der Persönlichkeit angesiedelt. Jede und jeder pädagogisch Tätige hat die Erfahrung gemacht, dass Menschen – nahezu unabhängig vom Lebensalter – in ihrer Tätigkeit gewertet werden wollen.

Drittens: Weil Leistungsermittlung und -bewertung die bewertete Persönlichkeit als Ganzes berühren, Rationales und Emotionales mitschwingt, ist besondere Sensibilität geboten. Nicht übersehen werden darf, dass Leistungsanforderungen Stimuli der Persönlichkeitsentwicklung sind. Durch Leistungsermittlung und Bewertung erfährt die bewertete Person wesentliches über sich, über ihre Leistungspotenzen. Sie wird konfrontiert mit ihren Fähigkeiten, Stresssituationen zu meistern, Transferleistungen zu erbringen, Zeitmanagement zu handhaben – um nur drei Aspekte herauszugreifen. Und vor allem: Leistungsermittlung und -bewertung fordert zur selbstkritischen Stellungnahme heraus.

Im Unterschied zur juristischen Bedeutung des Terminus „Bewertung” fassen wir im pädagogischen Sinne die Leistungsbewertung als einen Prozess des Erfassens und Messens von Ergebnissen einer bestimmten Tätigkeit (Leistung) im Vergleich zu einem festgelegten Maßstab (Leistungsmaßstab).

Aus alledem ergibt sich die Notwendigkeit, Leistungsermittlung und -bewertung planmäßig durchzuführen. Das impliziert

  • die Ausrichtung auf Teil- und Gesamtziele der Bildung;
  • die Erarbeitung von Bewertungsmaßstäben, die an den Zielen fixiert sind;
  • die Orientierung an rechtlichen, pädagogischen und psychologischen Grundsätzen;
  • die regelmäßige Durchführung der Leistungsermittlung und -bewertung.

Ein solches Herangehen ermöglicht Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit der Elemente des Ausbildungssystems einer bestimmten inhaltlichen Richtung. Elemente des Systems sind Lehrende und Lernende, die Gruppe und die sich in ihr entwickelnden sozialen Beziehungen, die materiellen Bedingungen sowie weitere Einflüsse.

Werden durch die Leistungsermittlung erhebliche Abweichungen von der „Normalverteilung” der Ergebnisse sichtbar, ist dies für die Lehrkraft und ggf. für weitere Verantwortliche Anlass zur Ursachenanalyse. Wie bekannt, können sehr verschiedene Schwachstellen sichtbar werden, z.B. in

  • der Aufgabenstellung;
  • den Bewertungsmaßstäben;
  • der zeitlichen Gewichtung der Aufgaben;
  • der Vermittlung und Aneignung des Stoffes;
  • der Übung und Anwendung des Vermittelten und Angeeigneten;
  • der Leistungsfähigkeit und
  • der Leistungsbereitschaft der Lernenden.

Fünftens: Regelmäßiges Bewerten von Leistungen ist unabdingbar, um Entwicklungen in der Leistungsfähigkeit und -bereitschaft der/des Einzelnen festzustellen. Dies wiederum ist Voraussetzung für entwicklungsfördernde kurz-, mittel- und längerfristige persönliche Zielstellungen im Leistungs- und /oder Verhaltensbereich.

Sechstens: Lernende werden in die Vor- und Nachbereitung planmäßiger Leistungsermittlung und -bewertung insofern einbezogen, dass

  • Anforderungen und Bewertungskriterien bekannt sind;
  • Einsicht in die Ergebnisse genommen wird;
  • Hauptfehlerquellen korrigierend besprochen werden;
  • eine Ursachenanalyse der Hauptfehlerquellen erfolgt und -Maßnahmen zur Überwindung von Leistungsschwächen diskutiert und festgelegt werden.

Das pädagogische Konzept von Campus Berufsbildung e.V. Berlin misst der Vermittlung und Aneignung überfachlicher Kompetenzen zur Lebensbewältigung, zum Studium bzw. zur Berufsausbildung und zur Befähigung lebenslangen Lernens erstrangige Bedeutung bei.

Unter dem Einfluss rasanten Wandels in Wissenschaft und Technik entwickelte sich bereits in den sechziger und siebziger Jahren die Erkenntnis von der Notwendigkeit, viel umfassender solche fundamentalen Qualifikationen zu vermitteln, die durch das Tempo des wissenschaftlich-technischen Fortschritts nicht in kurzer Zeit wieder entwertet werden. Wir haben die  bereits vor mehr als einem Vierteljahrhundert entwickelten Gedanken zu sogenannten Schlüsselqualifikationen aufgegriffen, konstruktiv fortentwickelt und in das modulare Bildungskonzept integriert. Heute ist weitgehend anerkannt: Als studien-, berufs‑ und fachübergreifende Qualifikationen sind sie unabdingbare Voraussetzung, damit die/der Einzelne die notwendigen Anpassungen an die sich relativ rasch verändernden Anforderungen an die Erwerbsarbeit während des Erwerbslebens leisten kann. Schlüsselqualifikationen sind langzeitig im Rahmen der Allgemein‑ und Berufsbildung aufzubauen und zu verinnerlichen. Sie wirken langzeitig im Sinne von Kompetenzen der Persönlichkeit.

Worum geht es uns vor allem? In der Allgemeinbildung und in der Beruflichen Bildung sind Grundlagen‑ und Zusammenhangswissen mit Bezug auf Schlüsselfragen der Gesellschaft, methodische, soziale und personale Kompetenzen so zu vermitteln und anzueignen, dass sie anwendungsbereit sind. Zugleich ist es notwendig, genauer zu bestimmen, welche Einzelqualifikationen im Rahmen der Allgemeinbildung auf welchem Niveau zu vermitteln und anzueignen sind und wie diese Qualifikationen in der gymnasialen Oberstufe aufzugreifen und so zu vervollkommnen sind, dass die für die langzeitliche Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erforderliche Flexibilität erreicht wird.

Das von der Wirtschaft erwartete berufliche Anforderungsprofil beinhaltet bereits seit Jahren Schlüsselqualifikationen nicht mehr als zusätzliche Qualifikationen, sondern als gleich‑ oder z.T. sogar höherwertigen Anteil an der Gesamtqualifikation.

So treten – bezogen auf die Schlüsselqualifikationen  – vor allem zwei Aspekte hervor:

Erstens: Fähigkeiten des Selbstmanagements der Persönlichkeit, insbesondere Eigeninitiative, rationelle Handhabung von Lern‑ und Arbeitstechniken, Erbringen von Transferleistungen auf der Grundlage fundamentaler Kenntnisse im DV-Bereich, in der Planung, Organisation und Kontrolle von Arbeitsabläufen werden als unverzichtbar betrachtet.

Zweitens: Teamfähigkeit, Kommunikations‑ und Kooperationsfähigkeit, Organisationsfähigkeit‑ um nur einige zu nennen – sind von prinzipieller Bedeutung für beruflichen Erfolg. Verfolgt man unter diesem Aspekt die Entwicklung der Anforderungen in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts und zu Beginn dieses Jahrhunderts, so fällt vor allem auf: Diese „Soft Skills” werden nicht mehr nur auf Tätigkeiten im Management oder mit Kundenkontakt sowie im Service bezogen, sondern sind auch in den IT‑ Berufen nicht mehr wegzudenkender Bestandteil dieser Berufsbilder der künftigen Hochschulabsolventen geworden. Dominierte lange Zeit fachliche Kompetenz im Anforderungsprofil von z.B. Computerspezialisten, so sind heute teamfähige Mitarbeiter mit sozialer Kompetenz in allen Bereichen und Berufsfeldern gefragt.

Soziale Kompetenz als Oberbegriff für Team‑ und Handlungsfähigkeit, für rhetorische Gewandtheit und persönliche Ausstrahlung, Kommunikations‑ und Kooperationsfähigkeit, für Entscheidungsfähigkeit und Risikobereitschaft, für Lern‑ und Kritikfähigkeit ist unverzichtbar für erfolgsorientierte Tätigkeit wie für eine funktionierende freiheitlich-demokratische Gesellschaft überhaupt. Kurzum: In unserer von fortschreitender Globalisierung und Vernetzung gekennzeichneten Arbeitswelt müssen die eher eng ausgelegten Bedarfsprofile durch funktionsübergreifende Schlüsselqualifikationen erweitert werden. Dies wiederum setzt voraus, dass elementare Kulturtechniken bereits im Rahmen der Allgemeinbildung sicher und damit auch anwendungsbereit vermittelt werden.

Zusammenfassend: Unser handlungsorientiertes modulares pädagogisches Konzept verbindet die Vermittlung und Aneignung fachlicher und sozialer Kompetenzen auf der Grundlage systematischer Fortbildung des Lehrerkollegiums bei  Campus Berufsbildung e.V. Berlin  mit der Entwicklung des Wertbewusstseins der Schüler zur aktiven Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Das von der Wirtschaft erwartete berufliche Anforderungsprofil beinhaltet bereits seit Jahren Schlüsselqualifikationen nicht mehr als zusätzliche Qualifikationen, sondern als gleich- oder z.T. sogar höherwertigen Anteil an der Gesamtqualifikation von Bewerbern.

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1 Bedürfnisse werden als Mangelempfindungen des Menschen gefasst

2 Vgl. A.H. Maslow: Motivation and personality. Harper & Row, New York

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