Kinoerlebnis mit Tiefgang – Erzieherklassen sehen „22 Bahnen“
Am 25. September besuchten drei Erzieherklassen das Kino, um den Film „22 Bahnen“ zu sehen – eine eindrucksvolle Verfilmung des Romans von Caroline Wahl. Was zunächst nach einem gewöhnlichen Kinobesuch klingt, entpuppte sich als eine tief bewegende Auseinandersetzung mit den Themen Familie, Verantwortung, Sucht und Resilienz – Themen, die im Berufsalltag angehender Erzieher*innen von zentraler Bedeutung sind.

Worum geht es in „22 Bahnen“?
Der Film erzählt die Geschichte von Tilda, einer jungen Frau, die versucht, ihr Leben zwischen Schule, Studium, Job und Verantwortung für ihre kleine Schwester Ida zu bewältigen. Ihre Mutter kämpft mit einer Alkoholabhängigkeit, und Tilda ist gezwungen, früh Verantwortung zu übernehmen. Das tägliche Schwimmen – 22 Bahnen – wird für sie zu einem Ritual der Kontrolle und Selbstbehauptung.
„22 Bahnen“ zeigt in eindrucksvollen Bildern, wie Kinder und Jugendliche in suchtbelasteten Familien oft viel zu schnell erwachsen werden müssen.
Warum der Film mehr ist als Unterhaltung für angehende Erzieher*innen
Für angehende Erzieher*innen bietet „22 Bahnen“ weit mehr als Unterhaltung – er ist ein pädagogisches Lehrstück über die Lebensrealität vieler Kinder und Jugendlicher.
Die Hauptfigur Tilda steht stellvertretend für die rund 2,65 Millionen Kinder in Deutschland, die mit einem alkoholabhängigen Elternteil aufwachsen. Der Film macht erfahrbar, wie Verlässlichkeit, Sicherheit und emotionale Geborgenheit fehlen können – und wie entscheidend stabile Bezugspersonen außerhalb der Familie sind.
Für Erzieher*innen bedeutet dies, hinzuschauen, zuzuhören und sensibel auf Signale von Überforderung, Rückzug oder übermäßiger Verantwortungsübernahme zu reagieren. Der Film verdeutlicht, dass Beziehungsarbeit und Empathie oft der erste Schritt zu Veränderung und Stabilität sind.



Die Aufgabe von Erzieher*innen
Erzieher*innen spielen eine zentrale Rolle im Hilfesystem. Sie sind oft die ersten, die Veränderungen im Verhalten von Kindern bemerken und Vertrauen aufbauen können.
Laut der Präsentation von Angela Schmidt (Fachstelle für Suchtprävention, 2024) umfasst die pädagogische Aufgabe:
- Zuhören und Fragen stellen – Kinder ernst nehmen, ohne zu drängen
- Unterstützung und Stabilität bieten – das Gefühl vermitteln: „Du bist nicht allein“
- Wissen über Sucht und deren Folgen weitergeben
- Hilfen vermitteln – z. B. an Beratungsstellen, Jugendhilfe oder spezialisierte Netzwerke
- Kooperation mit Fachstellen – z. B. Jugendamt, Schule, Suchthilfe, Frühe Hilfen
Wichtig ist dabei der systemische Blick: Sucht betrifft immer das gesamte Familiensystem. Nur durch Kooperation, Vernetzung und Ressourcenorientierung können Kinder nachhaltig gestärkt werden.
Fazit: Erkennen – Handeln – Vorbeugen
Erkennen – Handeln – Vorbeugen – das bleibt die wichtigste Botschaft, nicht nur aus dem Film, sondern auch für die Praxis der sozialen Arbeit.