3. September 2013

Rassismus in unserer Sprache

Die Schulband studiert u.a. ihr Campus-Lied "no hate, no racism - show your courage" ein.

Die Schulband studiert u.a. ihr Campus-Lied “no hate, no racism – show your courage” ein.

Von Rüdiger Loeffelmeier

Es gibt dankenswerterweise nur noch wenige Menschen in Deutschland, die die Begriffe „Negerkuss“ oder „Mohrenkopf“ für eine bestimmte Süßigkeit verwenden. Oft sind diese Leute naiv, seltener offen rassistisch.

Während dieser Begriff also beinahe ausgestorben ist, halten sich andere latent oder offen rassistische Wörter hartnäckig in unserem Wortschatz. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Begriff „Zigeuner“, der eine lange Geschichte hat, der aber nie, wie immer gerne behauptet, wertneutral verwendet wurde. Immer verband sich nämlich mit der Bezeichnung „Zigeuner“ die Zuschreibung von negativen, sprich kriminellen oder für die „Normalgesellschaft“ gefährlichen Eigenschaften. Selbst in romantisch-verklärenden Volksliedern („Lustig ist das Zigeunerleben“) tauchen Stereotype auf, die eine Menschengruppe als nicht steuerzahlende, wildernde, sich nur dem Genuss hingebende Bande charakterisieren. Nicht erst im Nationalsozialismus führte diese Kriminalisierung zu Verfolgung und Mord, und auch heute kommt es immer wieder zu gewalttätigen Übergriffen auf Menschen, die in den Denkstrukturen des „Normalbürgers“ als „Zigeuner“ gelten.

Gegen diese Zuschreibungen wenden sich die Sinti und Roma schon länger, freilich ohne Erfolg, wie nicht nur die Ereignisse in Ungarn zeigen. Auch die neuerdings erhobene und von der Presse nicht immer mit der gebotenen Sachlichkeit aufgegriffene Forderung, die Warenbezeichnung „Zigeunersauce“ durch eine andere zu ersetzen (gleiches gilt für das „Zigeunerschnitzel“), beweist, dass es in unserer ach so aufgeklärten Gesellschaft immer noch keine Selbstverständlichkeit ist, gegen rassistische Begriffe vorzugehen. So zeigen die zögerlichen Reaktionen der Lebensmittelindustrie ein Aufrechnen von Profit (die Umstellung erzeugt Kosten) gegen sprachliche Korrektheit, während die Reaktionen mancher Bürgerinnen und Bürger im Internet Rassismus in Reinkultur offenbaren.

Wer sich näher mit dieser Thematik auseinandersetzen und erkennen möchte, wie viele rassistische Begriffe wir tagtäglich ganz selbstverständlich benutzen, dem sei das folgende Buch empfohlen:

Susan Arndt / Nadja Ofuatey-Alazard (Hrsg.): Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. Münster: Unrast 2011 (780 S.; ISBN 978-3897715011; 29,80 EUR)