30. Januar 2017

Sammelaktion für die Kältehilfe der Berliner Stadtmission

Es ist nur eine geschätzte Zahl, aber sie ist traurig und alarmierend: In Berlin haben ca. 10.000 Menschen keine Wohnung, d.h. sie leben auf der Straße. Die damit verbundenen Probleme sind vielfältig und werden im Winter lebensbedrohlich!

Die Berliner Stadtmission, die seit 1877 existiert und die heute Trägerin verschiedener sozialer Einrichtungen ist, kümmert sich um die Frauen und Männer, indem sie ihnen im Rahmen der Kältehilfe Notübernachtungsplätze anbietet, mit zwei Kältebussen unterwegs ist, um Menschen vor dem Erfrieren zu retten, und eine (ehrenamtliche) ärztliche Betreuung bereitstellt. Bei dieser Arbeit ist sie auf Spenden angewiesen, da weder vom Bund noch vom Land Berlin genügend finanzielle Mittel bereitgestellt werden, um diesen Menschen wirkungsvoll zu helfen.

 Die Soz 24 wollte ihre Sozialassistentenausbildung mit einer unterstützenden Aktion abschließen und entschloss sich, eine Sammelaktion für alle Klassen des Standorts Südkreuz zu starten. Diese war durchaus erfolgreich, so dass wir uns am 26. Januar, bepackt mit Umzugskartons voller Kleidung und vielen Tüten voller Lebensmittel und Hygieneartikel, zum Zentrum der Stadtmission in der Lehrter Straße 68 aufmachen konnten. Dort empfing uns Frau Rogasch, die für die Öffentlichkeitsarbeit der Stadtmission zuständig ist, und informierte uns anschaulich und umfassend über die Arbeit der Kältehilfe. Dabei erfuhren wir, dass in der Wintersaison jeden Abend bis zu 200 Menschen vor der Tür der Stadtmission stehen und darauf warten, eine warme Mahlzeit und einen Notübernachtungsplatz zu erhalten. Obwohl eigentlich nur 120 Schlafplätze vorhanden sind, weisen die Mitarbeiter_innen niemanden ab und zeigen sich in ihren Bemühungen, allen einen Platz anzubieten, sehr kreativ.

Bild 0

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 Frau Rogasch führte uns dann in die Räumlichkeiten (Bild 0), die für uns, die wir eine kuschelige Wohnung haben, nicht gerade einladend wirken. Für diejenigen Frauen und Männer, die sonst in einem Schlafsack draußen bei Minustemperaturen übernachten müssen, dürfte das anders sein.

Bild 1

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Bild 2

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Nach einem Sicherheitscheck nehmen sie auf einfachen Bierbankgarnituren ihr Essen ein (Bild 1+2), haben die Gelegenheit zu duschen und erhalten einen Schlafplatz, der aus einer Isomatte und einfachem Bettzeug besteht (Bild 3).

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Bild 3 – Schlafplätze

Besonders berührend war ein im Speisesaal aufgestelltes Gedenkkreuz, an dem Zettel befestigt sind, die an verstorbene Wohnungslose erinnern (Bild 4). Das verbreitete Vorurteil, dass in diesem ‚Milieu‘ jede/r nur an sich denkt, wird spätestens hier nachhaltig erschüttert!

Bild 4

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 Frau Rogasch berichtete während der Rundgangs über die psychischen und physischen Erkrankungen, die bei den meisten Wohnungslosen vorhanden sind, über die Suchterkrankungen und die Gefühle des Ausgegrenzt-Seins, über die Angebote der Stadtmission, die das Ziel einer Wiedereingliederung in die Gesellschaft haben, und über die Erfolge und Misserfolge, die diese Arbeit mit sich bringt.

 Die Schüler_innen der Soz 24 (und auch ihr Klassenleiter) waren beeindruckt und betroffen! Vielleicht wird die eine oder der andere den um Kleingeld bettelnden Menschen in der U-Bahn jetzt mit anderen Augen sehen und öfter mal ein paar Cent erübrigen. In unserem abschließenden Gespräch waren wir uns jedoch einig: Sammelaktionen wie diese sollten regelmäßig stattfinden, denn der Bedarf in diesem Bereich ist immens! Und solange die Politik Geld für Pannenbaustellen (Flughafen) und Prestigeobjekte (Staatsoper, Stadtschloss) verschwendet, ist unsere Spendenbereitschaft leider unerlässlich!

 Rüdiger Loeffelmeier